Übergewicht und Diät
Ich hatte eingangs erwähnt, dass es zwei Arten von Gesetzmäßigkeiten gibt, welche die Wissenschaft nicht finden kann:
- die inner-psychischen Gesetzmäßigkeiten der Verhaltensentstehung (komplett inner-psychisch)
- nicht-materielle Kausalitäten (nicht-materielle Ursache erzeugt materielle Wirkung)
Beim Thema Übergewicht und Diät begegnen wir beiden Arten, und zwar in genau dieser Reihenfolge.
Grundlage einer Diät ist der gesetzmäßige Zusammenhang zwischen der mit der Nahrung aufgenommenen Energiemenge und der Entwicklung des Körpergewichts:
- In einem bestimmten Bereich aufgenommener Energie bleibt das Körpergewicht in etwa gleich.
- Wird mehr Energie zugeführt, steigt das Körpergewicht,
- wird weniger Energie aufgenommen, sinkt das Körpergewicht.
Das ist plausibel und niemand wird diesen gesetzmäßigen Zusammenhang ernsthaft in Frage stellen wollen. Eine Diät wendet diese Gesetzmäßigkeit an, indem weniger Energie aufgenommen werden soll, um das Körpergewicht zu senken. Aber was in der Theorie so einfach und plausibel klingt, funktioniert in der Praxis nicht! Warum nicht?
Wer es schon einmal versucht hat, weiß: Es geht nicht so einfach. Man kann nicht einfach so weniger essen. Die Psyche kann das für die Anwendung der Gesetzmäßigkeit erforderliche Verhalten nicht erzeugen und das ist eines jener Probleme, welche die Wissenschaft gar nicht auf dem Schirm hat. Wissenschaft sieht jede Gesetzmäßigkeit als potenzielle Problemlösung an und das ist äquivalent zu dem Anspruch, dass die Psyche jedes beliebige für die Anwendung einer Gesetzmäßigkeit erforderliche Verhalten hervorbringen können muss. Alles andere gilt als Unfähigkeit und Schwäche.
Aber es gibt einen Grund, warum die Psyche es nicht schafft, einfach so weniger zu essen: Das zu viele Essen ist nicht die Ursache des Problems. Es ist selbst nur eine Folgeerscheinung der eigentlichen Ursache
Eigentliche Ursache ⇒ übermäßiges Essen ⇒ Übergewicht
Tiere in freier Wildbahn fressen immer nur so viel, wie ihr Körper braucht. Es muss also einen Grund geben, warum beim Menschen das nicht mehr funktioniert, was auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe schon mal perfekt funktioniert hat.
Die menschliche Psyche ist ein komplexes System, dessen Gesamtfunktion aus einer Vielzahl von einzelnen Gesetzmäßigkeiten entsteht, die auf eine ganz bestimmte Weise zusammenspielen. Gerät dieses Gesamtsystem aus dem Gleichgewicht, dann genügt es nicht, nur eine beliebige einzelne dieser Gesetzmäßigkeiten zu betrachten, sondern es muss die Gesamtheit aller Zusammenhänge in diesem System betrachtet werden, um genau den einen Punkt zu finden, der alle anderen Teile aus dem Takt bringt bzw. das natürliche Gleichgewicht wieder herstellt. Und das geht nicht, indem man dieses System nur von außen untersucht. Das geht nur, indem man wirklich hineinschaut. Wirklich hineinschauen kann man aber nur in seine eigene Psyche. Und das dürfen Wissenschaftler nicht. Sie dürfen nur von außen bei anderen reinschauen und dabei sehen sie das eigentlich Interessante nicht.
Bis hierher zeigt das Beispiel nur, dass materielle Gesetzmäßigkeiten nicht automatisch mit Problemlösungen gleichgesetzt werden können, weil das betrachtete System unvollständig ist. Es muss das Gesamtsystem betrachtet werden, welches die Anwendung der Gesetzmäßigkeiten durch den Menschen mit einschließt. Um ein Problem wie Übergewicht zu lösen, müssen die inner-psychischen Gesetzmäßigkeiten der Verhaltensentstehung erkannt werden. Doch kommen wir nun zum zweiten Teil, der noch sehr viel interessanter ist:
Die meisten Menschen begnügen sich nicht damit, ein paar Diäten zu versuchen und dann aufzugeben. Nein, sie versuchen es wieder und wieder, zum Teil Jahrzehnte lang. Und mit der Zeit schaffen sie es auch tatsächlich, weniger zu essen. Über die Jahre hinweg essen sie immer weniger und stellen dann fest: Das Gewicht nimmt trotzdem nicht ab! Im gleichen Maße, wie es nach jahrelangen Versuchen gelingt, immer weniger zu essen, stellt der Körper seine Nahrungsverwertung um. Der Körper gewinnt immer mehr Energie aus immer weniger Nahrung und produziert aus immer weniger aufgenommener Nahrung Übergewicht. Jahrelange Diäten führen dazu, dass man von immer weniger Essen immer mehr zunimmt.
Jahrelange erfolglose Diätversuche verändern die Nahrungsverwertung des Körpers so, dass es dem Ziel der Diät entgegenwirkt!
Millionen Menschen kennen das aus eigener Erfahrung. Es gibt Menschen, die essen nahezu gar nichts mehr und nehmen dennoch nicht ab. Natürlich gibt es auch einige Fälle, wo eine Diät erfolgreich zu sein scheint. Das kann zwei Dinge bedeuten:
- Die tatsächliche Ursache wurde unbewusst gelöst.
- Die gleiche Ursache besteht weiter und bringt ein neues anderes Problem hervor, das aber auf bewusster Ebene nicht mit dem alten Problem in Zusammenhang gebracht wird.
Schauen wir uns den Gesamtprozess noch mal im Überblick an:
- Eine unerkannte inner-psychische Ursache führt dazu, dass ein Mensch mehr isst, als sein Körper braucht.
- Im Rahmen einer Diät wird versucht, weniger zu essen, ohne dass die eigentliche Ursache für die übermäßige Nahrungsaufnahme erkannt und gelöst wird.
- Es entwickelt sich ein Konflikt zwischen dem Drang, mehr Nahrung als nötig aufzunehmen und dem Diätvorhaben.
- Jahrelanges Ankämpfen gegen diesen Konflikt führt zu einer Veränderung der Nahrungsverwertung durch den Körper.
Das Verhalten "Diät" verändert die Nahrungsverwertung des Körpers. Es gibt aber keine materielle Verbindung zwischen dem Verhalten und der Wirkung. Keine der 4 Grundkräfte der Physik kann die Wirkung aus dem Verhalten heraus erklären. Und dennoch existiert sie.
Ich habe dieses Beispiel an den Anfang gestellt, weil es Milliarden Menschen aus eigener Erfahrung kennen. Und das betrifft nicht nur die, die tatsächlich übergewichtig sind, sondern auch schlanke Menschen, die sich permanent darum bemühen, weniger zu essen, um nicht zuzunehmen. Aber was ist das für ein Zusammenhang? Und welchen Sinn macht ein Mechanismus, der es scheinbar unmöglich macht abzunehmen?
Es ist eigentlich keine negative Gesetzmäßigkeit, sondern vielmehr die Grundlage jeglicher Form von Entwicklung. Es ist die Grundlage der menschlichen Existenz und überhaupt der gesamten Evolution. Dass der Mensch dieser Gesetzmäßigkeit vor allem in ihren negativen Ausprägungen begegnet, liegt daran, dass er sie bisher nicht erkannt hat und deshalb keine Kontrolle darüber besitzt.