Das verborgene Verhalten
Schauen wir uns zunächst an, wie menschliches Verhalten mit materiellen Ursachen zusammenspielt. Stellen wir uns einen Zusammenhang zwischen einer materiellen Ursache und einer materiellen Wirkung vor, dessen Gesetzmäßigkeiten durch die Wissenschaft bewiesen wurden:
materielle Ursache ⇒ materielle Wirkung
Dieses Wissen soll angewendet werden, um eine ganz bestimmte Wirkung zu erzielen. Mit den von der Wissenschaft beschriebenen Gesetzmäßigkeiten können die Bedingungen ermittelt werden, welche für die angestrebte Wirkung erfüllt sein müssen. Und nun müssen diese Bedingungen hergestellt werden. Aber wie macht man das? Man setzt seinen Körper ein!
Der Mensch besitzt einen materiellen Körper mit dem er verändernd auf seine materielle Umwelt einwirken kann. Durch Einsatz dieses Körpers lassen sich die Bedingungen herstellen, die entsprechend einer Gesetzmäßigkeit für eine bestimmte Wirkung erforderlich sind:
Verhalten ⇒ materielle Ursache ⇒ materielle Wirkung
Betrachten wir nun den Fall einer nicht-materiellen Kausalität:
nicht-materielle Ursache ⇒ materielle Wirkung
Eine nicht-materielle, nur über das Innere der Psyche wahrnehmbare Ursache ruft eine materielle, äußerlich sichtbare Wirkung hervor. Wenn das Verhalten auf eine nicht-materielle Kausalität trifft, ergibt sich folgendes:
Verhalten ⇒ nicht-materielle Ursache ⇒ materielle Wirkung
Die Ursache ist nicht-materiell und deshalb äußerlich nicht sichtbar. Sie kann ausschließlich über das Innere der Psyche wahrgenommen werden. Von außen lässt sich deshalb nur noch folgendes beobachten:
Verhalten ⇒ materielle Wirkung
Ein äußerlich sichtbares Verhalten ruft eine Wirkung hervor, ohne dass zwischen Verhalten und Wirkung eine materielle Verbindung besteht. In der Mythologie wird das als Magie bezeichnet. Scheinbar liefert die Mythologie nur Geschichten, welche dazu da sind, uns zu unterhalten und als Stoff für Kino-Blockbuster herzuhalten. Tatsächlich aber handelt es sich um eine sehr effektive Form der Wissensvermittlung, welche dem heutigen rein rational arbeitenden Verstand nicht mehr zugänglich ist. In der Mythologie begegnen wir immer wieder dem Motiv eines magischen Reiches, von dem nur wenige Menschen wissen. Es wird durch eine geheime Pforte betreten. Wenn die wenigen, die das magische Reich kennen, den anderen davon zu erzählen versuchen, werden sie als Spinner verschrien. Das Paradoxe ist, dass es unzählige Bücher und Filme mit diesem Motiv gibt, während genau das in der Realität immer weiter geschieht - weil nicht erkannt wird, dass es sich nicht um Fiktion, sondern um Realität handelt. Die geheime Pforte ist die inner-psychische Wahrnehmung, die mit zunehmender Entwicklung des rationalen Verstandes immer mehr von einer nahezu permanenten Fixierung der Wahrnehmung nach außen über die 5 Sinne verdrängt wurde. Gleichzeitig verkümmern die Teile der Psyche, welche die Informationen der inner-psychischen Wahrnehmung interpretieren und für den rationalen Verstand zugänglich machen könnten. Deshalb müssen wir das Wissen aus der Mythologie in unsere heutige, stark versachlichte und von aussagekräftigen Symbolen befreite Sprache übersetzen. Es geht bei diesem Wissen darum, das Gehirn auf eine Weise einzusetzen, deren Möglichkeiten unvorstellbar weit über seine gegenwärtige rein rationale Arbeitsweise hinausgehen.
Der erste Schritt dahin ist es, eine ganz bestimmte Art von Zusammenhang wahrnehmen zu lernen. Die gesamte menschliche Existenz ist über alle Lebensbereiche hinweg tiefgreifend und umfassend durch diese Art von Zusammenhängen bestimmt, aber die Psyche erkennt sie nicht. Wenn man irgendwann doch anfängt, sie zu sehen, ist es wie ein Schock und im Nachhinein geradezu unvorstellbar, wie das die ganze Zeit übersehen werden konnte. Versuchen wir also zunächst zu verstehen,
- um was für eine Art von Zusammenhang es sich genau handelt
- und warum die Psyche das auf dem gegenwärtigen Stand ihrer Entwicklung nicht wahrnimmt.
Ein menschliches Verhalten führt zu einer materiellen Wirkung, ohne dass ein materieller Zusammenhang zwischen Verhalten und Wirkung besteht. Was bedeutet das?
Stellen wir uns vor, wir ergreifen ein auf dem Tisch stehendes Glas mit Wasser und führen es zum Mund, um einen Schluck zu trinken: Die Hand ergreift das Glas und dann wird mit der Muskelkraft des Arms die Schwerkraft überwunden. Zwischen Hand und Glas gibt es einen materiellen Zusammenhang. Die Hand übt eine Kraft auf das Glas aus, um die Schwerkraft zu überwinden. So weit ist das alles durch Physik erklärbar.
Stellen wir uns nun vor, ein Zauberkünstler würde den gleichen Vorgang ausführen - allerdings ohne, dass seine Hand das Glas berührt. Seine Hand bewegt sich zwar nach oben, aber zwischen Hand und Glas gibt es einen deutlich sichtbaren Abstand und trotzdem schwebt das Glas nach oben zum Mund. Dann haben wir ein Verhalten - nämlich das Heben der Hand - das mit einer Wirkung in Verbindung gebracht wird - dem Schweben das Glases - ohne dass zwischen beidem eine materielle Verbindung existiert. Trotzdem bringen wir das Verhalten mit der Wirkung in Verbindung, weil ein zeitlicher, räumlicher und inhaltlicher Zusammenhang besteht:
- inhaltlich: Glas und Hand heben sich.
- räumlich: Sie heben sich nahe beieinander.
- zeitlich: Sie gehen gleichzeitig nach oben.
- ABER: Sie sind nicht materiell verbunden!
Wichtig ist an dieser Stelle, dass es grundsätzlich möglich ist, Verhalten und Wirkung auch ohne materiellen Zusammenhang miteinander in Verbindung zu bringen. Es gibt viele nicht-materielle Kriterien, welche Verhalten und materielle Wirkungen miteinander in Verbindung bringen können. Das werden wir brauchen.
Bei einem Zaubertrick handelt es sich allerdings um eine Illusion. Die Verbindung zwischen Verhalten und Wirkung existiert nicht wirklich. Sie wird vom Zauberkünstler nur vorgetäuscht:
- Die materielle Wirkung wird durch ein zweites, vom Zauberkünstler verstecktes Verhalten hervorgerufen, das direkt auf eine materielle Ursache einwirkt - alles wie man es kennt, nur teilweise versteckt.
- Das zweite Verhalten, das mit der Wirkung in Verbindung gebracht wird, ist nur ein Fake. Es hat keinerlei ursächliche Bedeutung für das Geschehen - außer vielleicht, dass es von der tatsächlichen Ursache ablenkt.
Das Zauberkunst-Beispiel soll demonstrieren, dass ein Verhalten und eine materielle Wirkung miteinander in Verbindung gebracht werden können, ohne dass eine materielle Verbindung zwischen beidem besteht. Die Psyche kennt auf dem gegenwärtigen Stand ihrer Entwicklung solche Zusammenhänge nur aus Zaubertricks. Aber es geht in diesem Buch nicht darum, Gläser schweben zu lassen oder Kaninchen aus dem Hut zu zaubern. Sondern es wird unter anderem darum gehen, Krankheiten zu heilen, die gegenwärtig als unheilbar gelten. Aber das setzt voraus, nicht-materielle Zusammenhänge wahrzunehmen, die - anders als im Zaubertrick - tatsächlich existieren.
Von außen betrachtet erscheinen echte nicht-materielle Zusammenhänge genau wie Zaubertricks: Ein Verhalten scheint eine materielle Wirkung direkt zu verursachen, ohne dass ein materieller Zusammenhang existiert. Anders als bei Zaubertricks existiert aber ein tatsächlicher Zusammenhang, der für die 5 Sinne verborgen ist:
Was nach außen hin wie eine nicht-materielle Kausalität zwischen Verhalten und materieller Wirkung erscheint, ist tatsächlich eine Verkettung von zwei Kausalitäten, bei der noch eine nur inner-psychisch wahrnehmbare, nicht-materielle Ursache involviert ist.
Versuchen wir nun der Frage auf den Grund zu gehen, warum die Psyche auf dem gegenwärtigen Stand ihrer Entwicklung solche Zusammenhänge nicht herstellt?
- Das liegt zum einen daran, dass die gegenwärtig vorherrschende wissenschaftliche Weltsicht diese Art von Zusammenhang kategorisch ausschließt.
- Zum anderen ist das verursachende Verhalten eigentlich auf eine andere Wirkung ausgerichtet und wird von der Psyche fest mit dieser assoziiert. Der nicht-materielle Zusammenhang ist eine Begleiterscheinung. Das Verhalten zielt eigentlich darauf ab, über eine materielle Ursache eine materielle Wirkung hervorzubringen:
Weil das Verhalten in der Psyche bereits mit der angestrebten Wirkung assoziiert ist, kommt es aus Sicht der Psyche nicht auch noch als Ursache für eine ganz andere Wirkung in Frage, zu der obendrein noch nicht einmal eine materielle Verbindung besteht.
Das Verhalten lässt sich in einen inner-psychischen und einen äußerlich sichtbaren Verhaltensanteil aufteilen. Der inner-psychische Verhaltensanteil entspricht der Entstehung eines Verhaltens im Inneren der Psyche. Dadurch ergeben sich zwei klar voneinander abgegrenzte Kausalitäten:
- eine materielle Kausalität und
- eine nicht-materielle Kausalität
Bezogen auf die Frage von Erkenntnis gibt es 2 Szenarien:
1. Wir bemühen uns um etwas, das aber - egal wie sehr wir uns auch anstrengen - einfach nicht gelingen will. Ein Beispiel ist eine Diät, um Übergewicht zu reduzieren. In diesem Fall wird die ganze obere materielle Kausalität bewusst gesehen (Diät), aber die gesamte untere nicht-materielle Kausalität bleibt verborgen und wirkt dem angestrebten Ziel entgegen. Die Erkenntnisfrage lautet: Warum gelingt mir nicht, wofür ich mich so sehr anstrenge? bzw. Wie kann es mir gelingen?
2. Wir sind mit einer scheinbar zufällig entstandenen Wirkung konfrontiert. Ein Beispiel wäre eine unheilbare Krankheit wie Multiple Sklerose. In diesem Fall wird nur die tatsächliche materielle Wirkung im Bild rechts unten gesehen, die zufällig entstanden ist. Sowohl die gesamte materielle Kausalität im Bild oben als auch die inner-psychischen Anteile der nicht-materiellen Kausalität im Bild unten sind verborgen. Die Erkenntnisfrage lautet: Was ist die Ursache des scheinbar zufällig entstandenen Phänomens?
Wegen des zweiten Szenarios nenne ich es das verborgene Verhalten: Eine materielle Wirkung erscheint zufällig und das eigentlich verursachende Verhalten wird nicht gesehen. Aus Sicht des Betroffenen und der Wissenschaft scheint das Verhalten verborgen, aber eigentlich ist es ganz und gar nicht verborgen. Es ist im Gegenteil sogar RIESIG. Wenn daraus eine schwere unheilbare Krankheit entstanden ist, dann spielt das Verhalten im Leben der Betroffenen seit langer Zeit eine zentrale Rolle. Es beherrscht das Denken und das Verhalten auf extreme Weise. Und trotzdem wird der Zusammenhang einfach nicht hergestellt. Das hat folgenden Grund: Wenn die Krankheit einmal entstanden ist, scheint das Verhalten eine Folge der Krankheit zu sein. Die Psyche verdrängt dann, dass das Verhalten schon lange vor Entstehen der Krankheit da gewesen ist.
Um den Absolutheitsanspruch der Wissenschaft zu durchbrechen, muss folgender Zusammenhang bewiesen werden:
Und das ist in einer ganzen Reihe von Fällen problemlos möglich.
Schauen wir uns zunächst das Beispiel Übergewicht an: